05.12.2019 / Göttingen
FlashBack: Hockenheim
Hockenheimring
Die Formula Student Germany (FSG) ist das weltweit größte Event mit insgesamt 117 internationalen Teams. In der Formula Student wird dieser Wettbewerb auch als inoffizielle Weltmeisterschaft bezeichnet. Bereits die Registration für diesen Wettbewerb stellt eine Herausforderung dar, da sich weit mehr Teams bewerben, als Teilnehmerplätze zur Verfügung stehen. Deshalb müssen sich die Teams schon im Januar in einem Registrationsquiz gegeneinander behaupten. In dem Quiz werden sowohl ingenieurstechnisches Wissen, als auch Wissen zum Regelwerk, welches über 100 Seiten umfasst, abgefragt. Hierbei zählt die Anzahl an richtigen Antworten vor der benötigten Zeit. Unser Team hat es auch in diesem Jahr geschafft! Zwei Wochen nach unserem Event in Italien ging es für uns also vom 05. - 11. August an den Hockenheimring. In der Zwischenzeit konnten wir noch einige Testkilometer einfahren und wir blickten zuversichtlich auf den wohl herausforderndsten Wettbewerb.
Willkommen zuhause
Die FSG ist ein sehr eng getaktetes Event, bei dem ein gutes Zeitmanagement der Teams erforderlich ist. In den ersten Tagen durfte bspw. nur eine feste Anzahl an Mitgliedern pro Team auf das Eventgelände, um während des Aufbauens für einen übersichtlichen Ablauf zu sorgen. Ausgewählte Teammitglieder luden also unseren E_HAWK19 aus und bauten den Messestand in der Box auf. Die Akkukästen der Teams mussten innerhalb der ersten drei Stunden nach Betreten des Geländes zum Akkuzelt gebracht werden. Die nach den Pflichtaufgaben noch bleibende Zeit, nutzten wir, um unser Fahrzeug noch einmal im Detail zu prüfen. Aufgrund der allseits bekannten Detailverliebtheit der Deutschen wollten wir unbedingt bestmöglichst vorbereitet in die technischen Abnahmen gehen. Am Mittwoch ging der Wettbewerb richtig los. Die technischen Abnahmen liefen nahezu reibungslos ab. Lediglich in der elektronischen Abnahme mussten wir ein paar Anpassungen machen, die etwas zeitaufwändiger waren. Auch bei dem neu entwickelten Akkukasten gab es wenige Beanstandungen. Die weiteren Tests Tilt, Rain und Brake machten uns keine Sorgen. In der Zwischenzeit fanden bereits die statischen Disziplinen statt, für die wir die Abnahmen unterbrechen mussten. Das Fahrzeug wurde mithilfe eines Fahrstuhls in das Welcome-Tent über den Boxen gebracht. Dort fanden der Cost- und Design Report nacheinander in einem gesonderten Bereich statt. In beiden Disziplinen forderten uns die Judges heraus und selbst kleinste Details blieben nicht unerwähnt. Weil die Lenkeinstellungen seid der letzten Testfahrt noch einmal angepasst wurden, gingen wir anschließend so schnell wie möglich auf das Testgelände. Die Fahrer machten sich mit der Lenkung vertraut und gewöhnten sich an das Lenkverhalten.
Jetzt wIrd es dynamIsch
Wir schoben nun das Auto zur Startlinie der Beschleunigungsdisziplin, mit dem Wissen, dass viel Leistung fehlte. Unser neuer Akkukasten war einfach nicht ausreichend getestet. Eine Zeit von 6.79s auf 75m war die Folge dessen. Im Skid-Pad hingegen ist die Leistung nicht ausschlaggebend für eine gute Zeit, so dass wir es mit 5.37s auf den 16. Platz in dieser Disziplin schafften. Zum Auto-X haben wir mehr Leistung frei gegeben. Die erste Runde ging unser Fahrer erstmal sachte an, um eine sichere Zeit einzufahren. Im zweiten Lauf schaltete das Battery Management System aufgrund zu hoher Zelltemperatur das elektrische System aus und das Fahrzeug blieb vier Kurven vor dem Ziel liegen. Um diesen Fehler zu umgehen, fuhr der zweite Fahrer seine beiden Läufe nicht direkt hintereinander, sondern verließ die Strecke, damit die Temperatur wieder absinken konnte. Der erste Lauf blieb mit 84,34s der Schnellste. Für Sonntag musste eine Lösung her, denn im Endurance musste das Fahrzeug 18 Runden überstehen. Wenn wir allerdings den Akkukasten geöffnet hätten, um Änderungen vorzunehmen, hätte das Fahrzeug erneut in die technischen Abnahmen gemusst. Dafür blieb uns keine Zeit. Deshalb drosselten wir die Leistung
auf ein Minimum und hofften den Endurance damit zu überstehen. Am darauffolgenden Tag gingen wir also an den Start. Die Anspannung war enorm. Bis auf den Fahrern und den Helfern, saßen alle Teammitglieder auf der Tribühne und verfolgten das Geschehen gespannt mit. Nach und nach starteten die Teams, bis sechs Fahrzeuge auf der Strecke waren. Dann erschien die grüne Flagge für unseren ersten Fahrer und es ging los! Nach neun Runden kam es zum Fahrerwechsel -- soweit so gut. Circa fünf Minuten blieben den Zellen nun zum Abkühlen, bis der zweite Fahrer das Rennen fortsetzte. Bisher lief alles wie geplant. Ein Verbrenner näherte sich von hinten und schließlich musste der Fahrer abbremsen und in die Überholzone. Dadurch verlor das Fahrzeug erheblich an Geschwindigkeit und die Belastung zum erneuten Beschleunigung war zu unserem Nachteil. In der 15 Runde meldete das Battery Management System plötzlich wieder den alt bekannten Fehler und das elektrische System wurde abgeschaltet. Das Fahrzeug blieb drei Runden vor Schluss stehen. Trotz der Komplikationen sind wir stolz auf unsere Leistung, auch wenn ein Ausfall und Misserfolg natürlich immer enttäuschend ist. Mit guten Ergebnissen in den statischen Disziplinen und einigen Punkten in den Dynamischen, belegten wir insgesamt den 21. Platz unter 39 Elektro-Teams. Wir haben
in dieser Saison sehr viel dazu gelernt und werden mit neuem Mut in die nächste Saison starten.